Novigrad
An der Westküste Istriens, an der Mündung des Flusses Mirna, liegt Novigrad, das ehemalige Zentrum fränkischer Verwaltung in Istrien.
Auch diese kleine Halbinsel war in der Urgeschichte besiedelt. In der Antike enstanden auf dem weiteren Gebiet Sommervillen – die wohlhabende römische Bevölkerung verstand es sich passende Plätze für den Bau ihrer reichen Häuser für die Sommermonate auszusuchen. Diese Häuser waren auch in Kriegszeiten strategisch wichtig, so dass in der wechselvollen spätantiken Zeit um eine der Villen ein Castrum entstand. Die Militärbefestigung wuchs zu einer Stadt, die Stadt wurde immer wieder vergrößert. Als Neapolis wurde es schon 599 erwähnt, und zwar in einem päpstlichen Schreiben.
Man vermutet, dass es schon damals das Zentrum der Diözese von Novigrad war, obwohl es dafür keine sicheren Anhaltspunkte gibt. Wahrscheinlich wurde im 6. Jahrhundert die Kirche gebaut, in der die Überreste des Heiligen Pelagius aufbewahrt werden. Er ist der Stadtpatron. Um die Kirche lag auch der Friedhof. Der erste in Dokumenten erwähnte Bischof lebte viel später. Er hieß Mauritius, zum Bischof Novigrads, damals Civitas Nova, wurde er Ende des 8. Jahrhunderts. Seinen Namen muß man nicht in Büchern suchen. Es genügt, das Ciborium im Lapidarium von Novigrad zu besichtigen und die Inschrift zu lesen, wo man unter den eingemeißelten Wörtern MAURICIUS EPISCOPOP (US) findet. Er wird als Auftraggeber gerade dieses Ciboriums erwähnt, das sich ursprünglich über dem Taufbecken in dem später niedergerissenen Babtisterium der Novigrader Kathedrale befand. Die Tatsache, dass Novigrad im 8, Jahrhundert eine Kathedrale besaß, weist auf die Bedeutung der Stadt hin. Die ehemalige Kathedrale ist heute die Pfarrkirche der Hl. Pelagius und Maximus. Sie erfuhr im Laufe der Geschichte Veränderungen. Die Nordfenster des Mittelschiffes dieser dreischiffigen Basilika sind die gleichen Steinfenstergitter, durch die Bischof Mauricius blickte. Die Kirche war damals mit buntem Steininventar versehen, Teile, die sich heute im Lapidarium der Kirche und der Stadt befinden.
Experten sind unsicher, ob die mittelalterliche Krypta unter dem Sanctuarium in der Zeit des Mauritius entstand oder das Ergebnis des späteren Umbaus aus dem 11. Jahrhundert ist, als in diesem Gebiet bairische Aristokraten und die Patriarchen von Aquileia herrschten. Es handelt sich um ein einzigartiges Beispiel einer Kirche mit einer Krypta in Istrien. Sie kann mit der in Aquileia verglichen werden. Schon im Jahr 1149 leistete Novigrad Venedig ihren Treueid. Neue Befestigungsmauern wurden errichtet, möglicherweise an Stelle der vorhergehenden, von denen nur ein quadratischer Turm beim Hotel beim Eingang in den Stadtkern erhalten ist. Die Mauern wurden im 15. Jahrhundert erneuert und durch Rundtürme ergänzt. In der Stadt wurde zur selben Zeit auch ein Dominikanerkloster mit der Kirche zur Seligen Jungfrau Maria von Carmel errichtet, aber auch reich verzierte Paläste, von denen wir auch noch heute einige nach ihren gotischen Fenstern und anderen Details erkennen können.
Die bekannteste Novigrader Aristokratenfamilie Rigo übernahm wahrscheinlich schon damals wichtige Funktionen in der Stadt. Doch am bekanntesten sind ihre Bauten aus späterer Zeit. Im Jahr 1770 ließen sie einen luxuriösen Stadtpalast errichten, und davor, im Jahr 1750, den spätbarocken Besitz außerhalb der Stadt in Karpinjan. Dieser eindrucksvolle Wohn- und Wirtschaftskomplex mit Gebäuden in Form des Buchstabens U kann sich einer großzügigen Ausführung des Inneren mit Stucco und Bilddekorationen rühmen. Alles, obwohl nur von einer Familie, weist auf die Macht Novigrads im 18. Jahrhundert hin. Der Wohlstand jedoch dauerte nicht lange an. Mit dem Fall Venedigs teilte Novigrad das Schicksal aller anderen istrischen Städte.
Einhundert Jahre später sammelte die Gemeinde Geld für den Bau eines neuen Stadtsymbols – des Glockenturms -, der Pfarrkirche, der nach dem Vorbild des Campanile des Hl. Markus in Venedig gebaut wurde, weil Venedig nicht aufgehört hatte Vorbild zu sein.
Deswegen ist es ungewöhnlich einige Kilometer nördlicher am Meer einen anderen Stil feststellen zu können. Das große Kloster in Dajla, mit der Kirche des Hl. Johannes des Täufers aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, ein Besitz der Benediktiner seit dem Beginn des 9. Jahrhunderts wurde 1839 nach einem Entwurf des französischen Architekten Le Terrier de Manetot umgebaut. Dieser besondere französische Klassizismus ist auf istrischem Gebiete einzigartig. Aber auch vor dieser Intervention der Errichtung des Hauses des Kapellans, das der vorgefundenen Kirche ähnlich ist und eines zentralen zweistöckigen Palastes, musste Dajla ein beeindruckender Komplex gewesen sein. Wir können es uns nur vorstellen wie er aussah, als in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts die Familie Sabini aus Koper diesen Besitz vom Novigrader Bischof bekam und dann so umbaute, dass er einem Kastell glich. Nach vielen Besitzwechseln im Laufe der Geschichte wurde der Gebäudekomplex vor einigen Jahren der Kirche zurück gegeben.
Besuchen Sie:
Novigrader Lapidarium, Galerie Rigo
Sehenswertes:
Novigrad war das Zentrum der Diözese bis 1831. Zahlreiche Bischöfe wechselten sich an ihrer Spitze ab. Es ist unmöglich sich alle zu merken. Glücklicherweise werden in der Pfarrkirche die Portraits fast aller aufbewahrt. Ein reisender Maler portraitierte sie zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Auf jedem Portrait ist der Name und die Amtszeit in Novigrad vermerkt.