Labin

Hoch über der Quarner Bucht erhebt sich an der Ostküste diese mittelalterliche  befestigte Stadt. Unterhalb der Stadt fließt der Fluss Rasa, die historische Grenze zwischen den illyrischen Stämmen der Histrier und der Liburner, wie auch der späteren römischen Provinzen Histrien und Dalmatien. Die Kontinuität der Besiedlung verfolgen wir auch in römischer Zeit, als Alvona den Status eines Munizipiums hatte. Die Vertreter des mittelalterlichen Labins nahmen im Jahr 804 an der Versammlung von Rižana teil, wo sie sich beim kaiserlichen Abgesandten über das Verhalten der zugewanderten Slawen und den Missbrauch des fränkischen Verwalters Istriens, des Herzogs Johannes, beschwerten. In Labin wurde zu dieser Zeit die Kirche des Heiligen Justus am höchsten Punkt der Stadt errichtet. Von ihr bestehen heute nur mehr Ruinen. Die Stadt erlebte eine Blüte, als sie vom Kastell aus auf dem obersten Teil des Hügels vom Gastad – dem Vertreter des Patriarchen von Aquileia (1207 – 1420) verwaltet wurde.

Das städtische Schema von Labin mit Straßen, die ringförmig um den Hügel oder strahlenförmig den Hügel hinabführen, entstand im Mittelalter. Die Mehrzahl der erhaltenen Gebäude stammt aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Der mittelalterliche Kern befand sich auf dem höchsten Teil der Stadt (Gorica). Die Mauern, mit denen es im Jahr 1300 umfasst wurde, wurden während des 15. und 16. Jahrhundert wieder befestigt, als sich die Stadt den Abhang hinunter zur Pfarrkirche ausdehnte. Die Mauern wurde mit dem Bau des Tores des Heiligen Flor aus dem Jahr 1587 mit einem Relief des Löwen des Heiligen Markus und einer kreisförmigen Bastion, wie auch einem zu verschließenden Tor zum Platz hin außerhalb der Mauern fertig gestellt. Innerhalb der Mauern befanden sich um den kleinen unteren Platz der Prätorenpalast mit dem Gefängnis (1555) und der städtische Kornspeicher, der später in ein Theater (1843) umgestaltet wurde. Das Herz der Stadt war zu dieser Zeit der Platz mit der gotischen Pfarrkirche der Geburt der Seligen Jungfrau Maria. Die Kirche wurde im 16. und 17. Jahrhunderts erweitert. Ihre barocke Fassade wurde, abgesehen vom Relief des Löwen des Heiligen Markus, auch mit der Skulptur des Senators Antonio Bollani verziert. Dies stellt in  Istrien eine Seltenheit dar.

Als Zeichen der Dankbarkeit für das zur Verfügung gestellte Grundstück, auf dem die Kirche erweitert wurde, erlaubte Papst Urban VIII. der Familie Scampicchio mit ihrer Privatkapelle über der Straße ihren Renaissancepalast mit der Kirche zu verbinden. Der Platz wurde im 18. Jahrhundert mit dem Bau eines großartigen Barockpalastes der Familie Battiala Lazzarini fertig gestellt. Daneben befindet sich die Privatkapelle des Heiligen Stephan. In der Nähe der alten Pfarrkirche des Heiligen Justus wurde im 17. Jahrhundert ein schlanker Glockenturm gebaut.

Mit dem Abklingen der kriegerischen Auseinandersetzungen während des 17. und 18. Jahrhunderts, verloren die Verteidigungsmauern in den Städten ihre ursprüngliche Funktion. Das erlaubte den Aristokraten von Labin (Franković-Vlačić, Negri, Mancini) darauf Wohnpaläste zu errichten. Die Aristokratie wendete sich dem Leben auf dem Lande zu, so dass schon seit dem 16. Jahrhundert in der fruchtbaren Umgebung harmonisch in die Landschaft eingefügte Wohnpaläste mit Wirtschaftsgebäuden (Kature, Dubrova, Martinski) entstanden.

Vom Platz mit der Stadtloggia aus entstanden außerhalb der Mauern entlang des Hügelrückens Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts neue Viertel: Borgo und Heilige Katharina. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Platz zum Mittelpunkt des städtischen Lebens mit dem Rathaus, mit Caffé und Fischhalle. Die Öffnung der Stadt wurde in den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts mit der Eröffnung der Promenade San Marko mit einem Springbrunnen fertig gestellt. Von dort gibt es einen beeindruckenden Blick auf die Quarnerbucht.

Das Gebiet um Labin war im 19. und 20. Jahrhundert das Bergbauzentrum Istriens. Es wurden Kohle, Bauxit und Mergel für die Herstellung von Zement abgebaut. Nach den anfänglichen Erkundungen aus dem Jahr 1623, begann die richtige Entwicklung des Bergbaus 1785, als das erste Bergwerk in Krapan eröffnet wurde. Der Bergbau wurde im 19. Jahrhundert mit der Öffnung der Schächte in Vinež und Strmac intensiviert. Daneben entstanden kleinere Siedlungen. Einen größeren Aufschwung erlebte der Bergbau zwischen den beiden Weltkriegen. Damals wurden nach Projekten italienischer Architekten die modern geplanten Städte Raša und Podlabin gebaut. Unterhalb von Labin entstand der Komplex Pjacal mit einem Eingangsschacht, einer Elektrozentrale und einem Verwaltungsgebäude (heute die städtische Bibliothek). Der Fluss Raša wurde begradigt und Verladehäfen im Kanal von Raša und Plomin gebaut. Der Kampf um bessere Arbeitsbedingungen der Bergleute, die aus weit entfernten Gebieten des östlichen und südlichen Istriens zu Fuß, auf Fahrrädern und sogar mit Booten kamen, war die Ursache für den im Jahr 1921 blutig niedergeschlagenen Aufstand, der als Labiner Republik bekannt wurde. Die Schächte wurden Ende des 20. Jahrhunderts still gelegt. Aber einige neue Bergbauarbeiter –Künstler – betreten heute diese Unterwelt.

Versäumen Sie nicht:

Volksmuseum Labin mit rekonstruierten Schächten. Einen Spaziergang durch Raša mit dem Besuch der Kirche der Heiligen Barbara, Podlabin und Pjacal.

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