Rovinj
Der Blick auf Rovinj, egal aus welcher Perspektive, hält immer an einem Detail fest. Daher ist es unmöglich mit der Geschichte der Stadt zu beginnen und Folgendes auszulassen:
Hoch auf dem Glockenturm der Pfarrkirche die großartige Statue der Heiligen Euphemia, der Beschützerin der Stadt, schon seit dem 9. Jahrhundert. Der unverweste Körper dieser Märtyrerin wird im Sanktuarium der Pfarrkirche in einem Marmorsarkophag aufbewahrt. Der Legende nach wurde er an das Gestade der Stadt angeschwemmt. Diese Legende spiegelt einen typischen byzantinischen Brauch aus dem Mittelalter wider, mit dem die Gewogenheit ostadriatischer Städte erhalten wurde, indem die Stadt die Reliquien der Heiligen behielt, wenn man die Stadt nicht schon durch eine eigene nicht mehr so starke Flotte sichern konnte.
In der Urgeschichte gab es dort eine Gradina aus der Eisenzeit, die auf der Insel vor Rovinj zu einem Teil des entwickelten Systems von Gradina-Siedlungen in dieser Gegend gehörte. Die Kontinuität in der Römerzeit kann nicht bestätigt werden, so dass die Existenz der Stadt in den unsicheren Zeiten der Spätantike zu suchen ist, als eine Reihe befestigter Städte entstand, die der Anonymus Ravennatis zu Beginn des 7. Jahrhunderts in seiner Weltbeschreibung – Kosmographie – beschrieb. Unter ihnen gab es auch einen Ruvigno (Ruigno Ruginio). Die Quellen aus dem Mittelalter berufen sich, wenn sie die Diözese von Cissan erwähnen, die von der Mitte des 6. bis zum 8. Jahrhundert bestand, auf antike Quellen und berichten von einer Insel an der Westküste Istriens. Die Geschichtswissenschaft – Historiographie – der Aufklärung nimmt diese Insel südlich von Rovinj an. Die Behauptung von dem Bestehen der Diözese und die Verbindung mit Rovinj sind nicht durch Funde zu belegen.
Im frühen Mittelalter bestand auf dem obersten Teil der Insel wahrscheinlich eine Festung (Castrum). Daneben gab es eine dem Hl. Georg geweihte Kirche. Die Insel war durch einen Kanal vom Festland getrennt. Nach häufigen Angriffen durch Naroner, Kroaten und Sarazenen, im 9. Jahrhundert, wurde sie durch Mauern umfasst. Die Pfarrkirche wurde im 19. Jahrhundert zu einer dreischiffigen Basilika. Auf dem Festland außerhalb der Stadt entstand in der Romanik eine der Hl. Dreifaltigkeit gewidmete siebeneckige Kirche.
Einem aufmerksamen Beobachten wird ein Steinfenstergitter mit der Darstellung der Kreuzigung mit der Mutter Gottes, dem Heiligen Petrus und zwei Aposteln, nicht entgehen.
Bis zum Jahr 1150, als Rovinj gezwungen wurde Venedig den Treueid zu leisten, bewahrte es seine Autonomie. Die venezianische Regierungszeit war für Rovinj vorteilhaft. Während der Jahrhunderte entwickelte sich die Stadt zu einem wichtigen Hafen, aus dem Lotsen Schiffe nach Venedig brachten. Aus den Steinbrüchen aus der Umgebung wurde qualitätsvoller Kalkstein für den Bau und die Verzierung venezianischer Paläste und Kirchen von hier ausgeführt. Das religiöse Leben der Bürger wurde um Vereine, Bruderschaften herum organisiert, die Kirchen der Heiligen, der Patrone, bauten und instand hielten.
Die Auseinandersetzungen der Venezianer mit den Türken im 16. Jahrhundert hinterließen auch in Rovinj ihre Spuren. Die städtischen Mauern wurden weiter befestigt. Zum Festland entlang des Kanals wurde eine weitere Mauer mit viereckigen Türmen errichtet. Das Stadttor, Porton del Ponte, aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, führte vor den mittleren Turm zu einer steinernen Brücke. Das Mittelalter legte die städtische Grundlage der Insel mit engen verwinkelten Gassen fest, die fächerartig bergab führen. Doch ist die Mehrheit der erhaltenen Bauten aus der Zeit nach dem 15. Jahrhundert. Neben einigen gotischen Häusern erhielten sich mehrer Gebäude mit Merkmalen aus der Renaissance und dem Barock. Die stolze Stadtregierung bestellte im Jahr1580 die Ausarbeitung eines Freskos mit einer allegorischen Darstellung der Stadtverwaltung im Rathaus des Prätorenpalastes. Während zahlreiche istrische Städte im 17. und 18. Jahrhundert wegen der Epidemien ausstarben, wurde Rovinj eine der dichtest besiedelten Städte an der nördlichen Adria. In der Umgebung wurden seit dem 16. Jahrhundert planmäßig Menschen aus Dalmatien, Herzegowina, Albanien und Griechenland angesiedelt; damals entstand Rovinjsko Selo.
Reiche Bruderschaften veranlassten im 17. Jahrhundert die Erneuerung der Pfarrkirche. In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts wurde ein neuer Glockenturm nach dem Vorbild des Heiligen Markus in Venedig errichtet. An seiner Spitze wurde im Jahr 1758 die kupferne Statue der Heiligen Euphemia aufgestellt, die sich nach dem Wind drehte. Der im Jahr 1725 begonnene Bau der neuen Kirche wegen Baufälligkeit der alten Kirche ist neben der Kathedrale von Koper der größte barocke Sakralbau in Istrien. Sie wurde im Jahr 1739 geweiht. Die Außenseite der Kirche wurde nicht beendet; die Seitenfassade wurde im Jahr 1780 teilweise mit Steintafeln nach Entwürfen von Simon Batistella verkleidet. Die zum Meer gerichtete Stirnfassade wurde erst ein Jahrhundert später fertig gestellt.
Die mittelalterlichen Mauern wurden mit der Zeit für die rasch wachsende Stadt zu eng. An Stelle des Porton della Pescheria wurde im Jahr 1680 der Balbibogen errichtet. Seit dem 17. Jahrhundert erweiterte sich die Stadt zwischen den beiden Mauern auf der Insel. Danach erweiterte sie sich auch auf dem Festland, so dass im Jahr 1763 der Kanal zugeschüttet wurde. Die überbevölkerte Stadt wuchs auch in die Höhe. Die Mauern verwandelten sich zu Wohnhäusern. In den leeren Räumen und Innenhöfen wurden neue Häuser errichtet, die ein Labyrinth überdachter Durchgänge und kleiner Plätze bildeten. Neben dem Platz vor den Mauern entstanden barocke Paläste, wie der Palast Califfi, der Sitz des Museums der Stadt Rovinj. An der gegenüberliegenden Seite des Kanals errichten die Franziskaner schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine Kirche und danach auch ein Kloster. Seit diesem Zeitpunkt begann die Urbanisierung des Festlandsteils der Stadt, die sich entlang der neuen Straße Carera Richtung Süden ausbreitet. In der Stadt und in der Umgebung gab es mehr und mehr Kirchen, wie jene der Heiligen Maria der Gesundheit oder der Weihkirche der Heiligen Maria der Barmherzigen mit einer Loggia.
Die österreichische Regierung brachte zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen starken wirtschaftlichen Aufschwung. In der Stadt und in der Umgebung entstanden zahlreiche Fabriken zur Fischverarbeitung, Glasherstellung, zur Produktion von Getränken und Zement. In der Bucht Val de laco wurde im Jahr 1872 für den Bedarf der Versorgung der Offiziere der österreichisch-ungarischen Armee eine Tabakfabrik gebaut. Der alte Hafen Andana wurd angelegt und durch den Ausbau der großen Mole modernisiert. In den südlichen Buchten Squeri und Sabionera waren kleine Werften erfolgreich tätig. Für den Bedarf einer sicheren Fahrt auf der Adria wurde auf der kleinen Insel Sveti Ivan na pučini 1853 ein Leuchtturm errichtet. Wegen des außergewöhnlich günstigen Klimas wurde Rovinj ein begehrter Kurort. Nördlich der Stadt wurde auf der Halbinsel des Heiligen Pelagius im Jahr 1888 ein Meereskurort eröffnet. Mit derselben Absicht kaufte der bedeutende Geschäftsmann und Industrielle Georg Hütterott im Jahr 1890 die Insel des Heiligen Andreas und ein Grundstück südlich der Stadt. Er richtete es als Parkwald Punta Corrente – Montauro - ein. Seine Ideen legten den Grundstein zur Entwicklung der Stadt zum außerordentlich begehrten Tourismusort Istriens.
Besuchen Sie:
Den archäologischen Park der Gradina Monkodonja bei Veštar.
Rote Insel mit dem Kastell Hütterott und der vorromanischen Kirche des Heiligen Andreas.
Versäumen Sie nicht:
Die große Ausstellung im Freien zu Beginn des Monats August in der Grisia-Straße, wenn Künstler unter dem heiteren Himmel ihre Arbeiten zeigen.
Den Bau der traditionellen Fischerboote Batana im Öko-Museum „Haus der Batana“. Bei dieser Gelegenheit werden im besonderen Dialekt von Rovinj Fischerlieder, „Bitinade“, gesungen.