Pazin
Die Stadt liegt im mittleren Istrien und ist das offizielle Zentrum der Region Istrien. Obwohl es keine Spuren einer urgeschichtlichen und aus der Antike stammenden Besiedelung hat, entstand der Kern der Siedlung möglicherweise vor der ersten schriftlichen Erwähnung aus dem Jahr 983.
Wenn man um das Castrum pisinum oder das Kastell von Pazin geht, kann man erkennen, dass diese ursprünglich kaiserliche Schenkung an den Bischof von Poreč eine gut geschützte Festung ist, die an der Felswand der Schlucht des Flusses Pazinčica gebaut wurde. Die ursprüngliche Form unterschied sich jedoch etwas von der heutigen. In der Literatur wurde die erste Befestigung als ein länglicher Bau mit zwei Stockwerken beschrieben, neben dem ein Turm mit einer kleinen Kirche stand. Vielleicht übernahm es in dieser Form im Jahr 1175 sein neuer Verwalter Menhard von Schwarzenburg von den Bischöfen von Poreč. Davon gibt es keine ausreichenden Angaben. Bekannt ist, dass die Tochter Menhards, das Kastell in die Familie der Grafen Görz brachte, in deren Besitz es bis zum Jahr 1374 blieb, als es von den neuen Herren, der Familie Habsburg übernommen wurde.
Schon zur Zeit der Herrschaft Menhards war Pazin das Zentrum der mächtigen Grafschaft von Pazin, die zu ihrer Zeit das ganze zentrale Istrien umfasste, aber auch das Gebiet des Plominer Hinterlandes über die Ćićarija bis Triest. In der Zeit ihrer Blüte wurden die kleinen Orte in der Umgebung, wie Travis, Beram, Lindar, Pićan, Gračišće soweit bewehrt, dass beispielsweise Gračišće im 15. Jahr wirtschaftlich Pazin überholte.
Ohne Rücksicht auf die Wirtschaftlichkeit war Pazin besonders gut geschützt. Es konnte nicht einmal vom starken venezianischen Heer im Jahr 1510 erobert werden. Einige Jahrzehnte später wurde das Kastell gründlich umgestaltet. Diese Form behielt es im Wesentlichen bis heute.
Während der Geschichte wurde nicht nur das Kastell erweitert. Die Siedlung wuchs auch um das Kastell herum. Zuerst wurden Häuser dicht an der Festung und am Felsrücken der Paziner Schlucht errichtet. Mit ihrer Lage und ihrer Form deuten sie an, dass sie nicht nur eine Wohn- sondern auch eine Verteidigungsfunktion hatten. Südlich des Kastells wurde der zweite Wohnbereich – Buraj – gebaut. Auch heute noch kann man in diesem Teil der Stadt Häuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert erkennen. Weiter vom Kastell entfernt, Richtung Osten, wurde die Pfarrkirche des Heiligen Nikolaus errichtet, neben der heute der städtische Friedhof liegt. Auf diesem Streifen wurde auch der dritte Wohnkomplex gebaut, der vorwiegend aus Häusern der einfachen Leute und der Handwerker bestand. Obwohl ihr Bau im 15. Jahrhundert begann, erkennt man vorwiegend die aus dem 17. bis zum 19. Jahrhundert errichteten Gebäude. Die Kirche des Heiligen Nikolaus wurde in Dokumenten zum ersten Mal im Jahr 1288 erwähnt. Zu diesem einschiffigen Bau wurde in der Mitte des 15. Jahrhunderts ein großes, gotisches, mehreckiges Presbyterium mit einem Kreuzrippengewölbe mit Sternen dazu gebaut, das um das Jahr 1470 von einem anonymen Meister aus dem Kreis von Jakob Sunter bemalt wurde. Er ist auch als der österreichische Meister Leonardo aus Brixen bekannt. Er stand unter dem Einfluss der Malvorlage der Biblia pauperum aus dem 15. Jahrhundert. Diese Fresken sind eines der besten Beispiele der Wandmalereien in Istrien.
Gleich nach dem Umbau der Pfarrkirche begann man mit dem Bau der Franziskaner Kirche in der Zeit von 1463 – 1467. Das Kloster wurde im Jahr 1484 fertig gestellt. Das Aussehen wie auch ihre Bedeutung veränderte sich während der Jahrhunderte. Heute wohnen hier nur zwei Fratres, während einst im Rahmen des Klosters eine Bibliothek, eine Apotheke, ein Krankenhaus bestanden und sogar ein Chirurg tätig war.
Im 17. Jahrhundert verließen die Habsburger formell Pazin und verkauften das Kastell an die Familie Montecuccoli aus Modena. Sie herrschten über die Paziner Grafschaft bis zur ihrer Aufhebung im Jahr 1848. Das Kastell blieb bis 1945 in ihrem Besitz.
Nach einer kurzen französischen Herrschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Pazin von Österreich übernommen. Damals wurde Pazin zum Verwaltungszentrum Istriens. Während des gesamten 19. Jahrhunderts herrschte eine rege Bautätigkeit öffentlicher Gebäude. Die Stadt wurde durch die Eisenbahn erschlossen. Viele dieser Gebäude wurden während der schweren Bombardierung im Jahr 1943 zerstört, so dass dies der Grund für zahlreiche Grünflächen ist, die wir heute im städtischen Bereich erkennen können. Das Kastell überlebte auch diese Luftangriffe und wird heute vom Ethnographischen Museum, dem Museum der Stadt Pazin und dem Staatsarchiv in Pazin genutzt.
Besuchen Sie:
Ethnographisches Museum Istriens und das Museum der Stadt Pazin, Wandfresken in der Pfarrkirche des Heiligen Nikolaus in Pazin, Fresken in der Kirche der Heiligen Maria vom Felsen in Beram in der Nähe von Pazin.
Gračišće und zwar im Mai am Tag des traditionellen Wettbewerbs der Mundharmonika „Zasopimo na organić“.
Sehenswertes:
Pazin wird in dem Roman „Mathias Sandorf“ von Jules Verne erwähnt. Der Held des Romans war im Paziner Kastell eingekerkert. Ihm gelang die Flucht durch die Paziner Schlucht, durch die er schwimmend im unterirdischen Fluss bis in den Limfjord gelangte.