Pula
Die Stadt der Flüchtlinge, der mythische Fluchtort der Argonauten, bot durch Jahrhunderte bei der Fahrt entlang der Westküste Istriens Rast. Der Reichtum an Denkmälern und die Schönheit der Buchten wurden viele Male in Reisebeschreibungen erwähnt.
Das geflügelte Wort der „dreitausendjährigen Geschichte der Stadt“ bestätigen archäologische Funde. Die Gradina der Histrier entstand zu Beginn des 1. Jahrhunderts vor Christus in der Nähe einer Trinkwasserquelle. Die Siedlung hat einen ovalen Grundriss mit Straßen, die strahlenförmig den Abhang des Hügels hinabführen. Das sind die urbanistischen Grundmuster dieser Stadt. Die römische Herrschaft übertrug der Stadt den Status einer Kolonie mit einem großen fruchtbaren Ager, der sich vom südlichen Kap Istriens bis zum Limfjord und der Bucht beim Fluss der Raša erstreckte. Das Gebiet war in ein orthogonales Netz in der Verlängerung der städtischen Hauptstraßen eingeteilt, das bis heute in der Richtung der Wege und Trockenmauern erhalten ist. Mit ungefähr 4000 Einwohnern war Pula damals die größte Stadt auf der Halbinsel. Tempel, Theater, Amphitheater und andere Bauten dienten den Menschen der weiteren Umgebung mit zahlreichen kleineren Siedlungen und den Bewohnern der villae rusticae. Die monumentale Arena (69 – 81), das Amphitheater, außerhalb der Stadtmauern, konnte bis zu 23.000 Besucher aus der damaligen Stadt und seiner dicht besiedelten Umgebung aufnehmen. Zusätzliche Unterhaltung boten weitere zwei Theater. Ein kleineres innerhalb der Mauern, zu dem man durch das Doppeltor gelangte und ein größeres außerhalb der Mauern an den Abhängen des Monte Zaro. Von den zahlreichen Stadttoren sind das älteste, das Herkulestor, aus der Mitte des 1. Jahrhunderts vor Christus und der Triumpfbogen der Sergier erhalten, der Ende desselben Jahrhunderts neben dem Osttor errichtet wurde. Das Zentrum des religiösen und politischen Lebens war am Forum, wo auch heute noch die Tempel der Roma und des Augustus (2 – 14) stehen. Im Mittelalter wurde der zweite kapitolinische Tempel in das Rathaus integriert. Am Forum und entlang der städtischen Straßen reihten sich eindrucksvolle Häuser und öffentliche Gebäude (Haus mit dem Mosaik der Bestrafung der Dirke aus dem 3. Jahrhundert), die aus Steinen des Vinkuraner Steinbruchs gebaut wurden.
Mit der Anerkennung des Christentums als offizielle Religion des römischen Reiches wurden die Bedingung für die Gründung der Diözese in Pula im 5. Jahrhundert geschaffen. Der Komplex der Kathedrale wurde mit der Basilika der Himmelfahrt der Seligen Jungfrau Maria und der Kirche des Stadtpatrons des Heiligen Thomas mit Taufbecken und Bischofspalast, wie auch zahlreiche Kirchen in der Stadt und ihrer Umgebung, gebaut. Erzbischof Maximilian von Ravenna, gebürtig aus Istrien, ließ zur Demonstration der Macht des byzantinischen Reiches in der Mitte des 6. Jahrhunderts eine große dreischiffige Basilika der Heiligen Maria Formosa errichten. Sie war reich mit goldenen Mosaiken und Stuckatur verziert.
Bis zur Eroberung Istriens durch die Franken im Jahr 788 blieb Pula Teil des Byzantinischen Reiches. Während der Regierung unter den Franken versuchte die Stadt den Ager und die Selbständigkeit zu bewahren. In der Umgebung entstanden zahlreiche Klöster, die von fränkischen und deutschen Feudalherren unterstützt wurden. Die Familie Castropola, die sich als Erbin der römischen Sergier betrachtete, verwaltete seit dem 13. Jahrhundert die Stadt im Auftrag des Patriarchen von Aquileia. Damals entstand auf dem Platz des Kapitols der Kommunalpalast, in der Nähe des Forums das Kloster mit der Kirche des Heiligen Franziskus. Im Jahr 1331 kam die Stadt unter den Schutz Venedigs, womit sie ihre Selbständigkeit verlor. Der langsame durch häufige Pest-und Malariaepidemien hervorgerufene Niedergang begann im 15. Jahrhundert. Aus dieser Zeit kann man noch ein Haus aus der Gotik und Renaissance sehen. Es ist verziert und hat gemeißelte Fensterrahmen und Skulpturen (Reliefs der vier Tugenden in der Straße der Sergier). Die großartige Basilika der Maria Formosa war baufällig. Daher gab der bekannte Architekt Sansovino den Auftrag, dass ihre Marmorsäulen nach Venedig transportiert werden sollten. Heute steht daher nur mehr ihre südliche Gedächtniskapelle. Als im Jahr 1630 die Serenissima dem französischen Architekten Antoine de Ville den Auftrag erteilte auf dem zentralen Hügel eine Festung zu bauen, lebten in der Stadt nur wenige Menschen. Die damaligen Reisenden beschrieben den verwahrlosten Zustand der Stadt und nannten sie „Stadt der Toten“. Nur einige Häuser bekamen barocke Balkone, Fenster, Portale oder Wappen. Unter Bischof Botteri begann man im Jahr 1712 mit der Rekonstruktion der Fassade der Kathedrale (erst in den 20-er Jahren des vorigen Jahrhunderts fertig gestellt).
Die Stadt erwachte allmählich zur Zeit der Napoleonischen Illyrischen Provinzen, als die Stadtmauer fiel, damit die verseuchte Luft abziehen konnte. Ein neuer Aufschwung begann erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals wurde Pula zum Hauptkriegshafen der österreichisch-ungarischen Marine mit einem Arsenal. Pula wurde vollkommen rekonstruiert und zu einer modernen europäischen Stadt umgestaltet. Es entstanden neue Viertel mit historistischen und sezessionistischen Villen und Wohngebäuden, mit einem Krankenhaus, einem Theater, einem Marinekasino, einem Hydrographischen Amt mit Sternwarte. Parks wurden entlang der Küste und um die Stadt herum angelegt. Zum Schutz des Kriegshafens und des Arsenals wurde ein Verteidigungsring mit Festungen und Kanoneneinheiten eingerichtet. Aber auch diese eindrucksvollen Einrichtungen konnten den Zusammenbruch der Monarchie nicht verhindern. Trotz der schwierigen Zwischenkriegszeit wurden damals einige Gebäude zu öffentlichen Zwecken (Hauptpost, Bad Stoja, Tuberkulosestation) zu ausgezeichneten Beispielen moderner italienischer Architektur.
Versäumen Sie nicht:
Spektakulärer Blick auf die Bucht vom Kastell, dem Sitz des Historischen Museum Istriens.
Arena und Archäologisches Museum Istriens, Archäologischer Park Nesactium bei Valtura und Nationalpark Brioni.
Österreichisch-ungarische Militärbefestigungsanlagen (Cassoni Vecchi, Punta Christo, Monte Grosso, Verudela).
Sehenswertes:
Der ungarische König Salamon starb im Jahr 1087 im Benediktiner Kloster des Heiligen Michael, wo er sich nach seiner Absetzung zurückgezogen hatte. Seine sterblichen Reste befinden sich heute in der Kathedrale. Seine Grabtafel wird im Claustrum des Franziskaner Klosters aufbewahrt. Die venezianische Regierung beabsichtigte mehre Male das Amphitheater abzureißen, um die Steinblöcke zu nutzen. Der bekannteste dieser Versuche, als Venedig die Arena abreißen und wieder auf dem venezianischen Lido aufbauen wollten, verhinderte der venezianische Senator Gabriele Emo im Jahr 1583, dem die dankbaren Bewohner von Pula auf einem der Türme eine schöne Ranaissance-Gedenktafel anbringen ließen.
Vom Kap Kamenjak südlich von Pula bietet sich ein wunderschöner Blick auf den beeindruckenden Leuchtturm auf dem gleichnamigen Felsen Porer. Der Leuchtturm wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach einem Projekt von Giuseppe Sforzi entworfen, einem Schüler des bekannten Triestiner und Wiener Architekten Pietro Nobile.