Koper

Eine Stadt „an der Spitze Istriens“, die in ihrem historischen Namen die Namen der Herrscher erhielt. Ein unbekannter Name in der Urgeschichte, als sich hier eine illyrische Kultstätte befand, während die griechische Bezeichnung Ägida (Aegida) mit dem Mythos über die Argonauten verbunden ist. Dies wurde im 1. Jahrhundert vor Christus erwähnt. Sie entwickelte sich seit der Zeit der Römer als Capris (Ziegeninsel) oder Insula capraria, dank der günstigen Lage an der Straße der Flavier, wie auch dank der fruchtbaren Erde im Hinterland. In der Abenddämmerung der Antike wurde Koper  zum Fluchtpunkt der Flüchtlinge aus Pannonien, Noricum, Tergste. Die wichtige byzantinische Befestigung änderte den Namen in Justinopolis.

Ende des 8. Jahrhunderts gehörte die Stadt fränkischen und danach deutschen Herrschern. In den Auseinandersetzungen des deutschen Kaisers Konrad II. mit Venedig schloss es sich dem Kaiser an, was Koper im Jahr 1035 die Stadtrechte, die Unabhängigkeit vom istrischen Markgrafen und große Besitzungen bis zum Fluss Dragonja brachte. Die Handelbeziehungen Kopers mit Venedig florierten schon im 10. Jahrhundert. Obwohl in der formellen Herrschaft des Patriarchen von Aquileia seit dem Jahr 1208 die Stadt ihre Autonomie entwickelte und eine wichtige Handelsmacht und Politik in der nördlichen Adria darstellte, war Koper eine Bedrohung für Venedig. Der Patriarch änderte den Namen der Stadt in Caput Ystriae, aus der sich später die  venezianische Variante Cao d’ Istria (Italienisch Capodistria) entwickelte. Außer auf Handel beruhte der Fortschritt auf der Produktion und dem Verkauf von Salz, über den es ein Monopol in Istrien schon seit 1182 hatte. Die Bürger schützten sich tapfer gegen die venezianischen Versuche der Herrschaftsübernahme. Daher stand Koper neben Pula an der Spitze oftmaliger Aufstände während des 13. und 14. Jahrhunderts, die erst nach der Eroberung und Plünderung der Stadt im Jahr 1380 endeten.
Nach dem Aufstand im Jahr 1278 musste Koper den Treueid auf Venedig schwören und und der Senat verpflichtete Koper zum Bau der Befestigung Castel Leone.

Der Stadtkern war dicht mit einem Netz enger Gasen, strahlenartig zum zentralen Platz mit der Kathedrale hin ausgerichtet. Am Rande der Mauern und der Stadttore entstanden acht Plätze mit Kirchen, die mehrere Male während des Mittelalters erneuert und zerstört wurden. Die venezianischen Mauern aus dem 15. Jahrhundert umfassten die ganze Insel. Von den 12 mittelalterlichen Toren sind nur mehr die Porta della Muda oder del Ponte zum Festland hin erhalten. Hier wurde die Steuer für die in die Stadt kommenden Waren eingehoben. Vor den meisten der Tore befanden sich kleine Hafenanlagen – Mandracchio. Die Anordnung der Stadt, die in der heutigen Form Ende des 13. Jahrhunderts bereits entworfen wurde, spiegelte sich die gesellschaftliche Struktur wider. Während die öffentlichen städtischen Institutionen und die reicheren Häuser im Zentrum der Insel lagen, waren die ärmeren Schichten der Fischer und Händler darum herum untergebracht. Am Rand des Stadtkernes reihten sich die Klöster aneinander.

Die ältesten erhaltenen Gebäude sind das romanische Taufbecken der Kathedrale, die Rotunde des Heiligen. Elias und das kleine Haus Percauz aus dem 13. Jahrhundert. Die Gotik zeigt sich in der Architektur der Kirchen, der Klöster und der öffentlichen Gebäude. Entlang der Straßen reihen sich gotische Häuser (sog. Haus Carpaccio und Gallo, der Palast Almerigogna mit einer  bemalten Fassade). Es gibt mehrere Beispiele charakteristischer gotischer Häuser mit ausladenden Stockwerken auf profilierten Trägern, polychrom gefärbte Fassaden (Häuserreihe in der Kidrič-Straße, das Favento-Haus in der Obzidna-Straße).

Das Stadtzentrum besteht aus zwei Plätzen. Auf dem zentralen ehemaligen Platz Platea Communalis befinden sich die wichtigsten Gebäude. Den südlichen Rand des Platzes schließt der Prätorenpalast. Das ursprünglich romanische Gebäude wurde im 15. Jahrhundert zu einem einheitlichen Objekt verbunden, das die politische, militärische und gerichtliche Funktion der Podestaten, wie auch die städtische Selbstverwaltung, vereinigte. Daran schließen sich Armeria (Waffenlager) und Foresteria,  ein „Hotel“ für angesehene Gäste aus Venedig. Gegenüber dem Palast steht die Loggia aus dem 15. Jahrhundert an Stelle einer älteren aus dem 13. Jahrhundert, die das heutige Aussehen eines Gebäudes im 17. Jahrhundert bekam. Die östliche Seite schließt die gotische Renaissancefassade der Bischofskirche zur Maria Himmelfahrt. Daneben steht der romanische Stadtturm, der im Jahr 1418 in einen Kirchturm umgestaltet wurde. Der Platz Brolo hinter der Kathedrale diente als Markt. Da befindet sich neben dem Kornspeicher die städtische Zisterne, umgeben vom Bischofspalast und einer Reihe von Adelspalästen.

Venedig übernahm 1420 die letzten Reste der Besitzungen des Patriarchen in Istrien. Koper wurde das Zentrum der venezianischen Expansion an der östlichen Adria und Hauptkonkurrent des habsburgischen Triest, so dass es der Zahl der Einwohner nach und dem Überseehandel bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts Triest nachfolgte. Vor der Pestepidemie im Jahr 1554 zählte die Stadt sogar 8000 Einwohner! Seit dem 16. Jahrhundert wurde es Verwaltungs- Gerichtszentrum und Steuereinnehmer des venezianischen Istriens. Der Wohlstand ermöglichte es sich der ärmeren Bewohner anzunehmen. Deswegen wurde 1392 auch ein Kornspeicher für Weizen und Nahrungsmittel errichtet. Mitte des 16. Jahrhunderts war die karitative Institution Monte di Pietà tätig. In der Stadt dieses reichen religiösen und intellektuellen Lebens wirkten zahlreiche Bruderschaften und Akademien.

Trotz der mittelalterlichen Struktur verdankt Koper sein Aussehen den Eingriffen während der Renaissance und im Barock mit vorwiegend venezianischen Einflüssen. Während des 16. Jahrhunderts wurden Mauern und Tore, einschließlich des Kastells Leone, mehrere Male erneuert. Neben der Porta del Porto zum Haupthafen wurden zwei polygonale Bastionen errichtet, die den Beschießungen durch Kanonen Widerstand leisten konnten. Die erneuerte Porta della Muda (1515) wurde zum Hauptstadttor. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert entstanden eine Reihe von Klöstern mit Kirchen (Hl. Anna, Hl. Nikolaus), wie auch ein Salzlager des Heiligen Markus entlang der Mauern zum Hafen Porporella. Patrizierpaläste wurden gebaut,  innerhalb der mittelalterlichen Bauten mit kleinen Innenhöfen, Fassaden mit elegant geöffneten Portalen mit Balkonen und Triforen. Am Platz neben dem Salzlager wurde die Justiniansäule errichtet mit dem Wappen von Koper als Zeichen des Sieges Venedigs in der Schlacht von Lepanto, an der auch eine Galeere von Koper beteiligt war. Die Mauern und die Stadttore verschwanden nach und nach im 18. Jahrhundert, wenn Häuser daran gebaut wurden und sie damit öffneten.
Unter den Österreichern entwickelt sich Koper in ein wichtiges Industrie- und Verwaltungszentrum. Die Insel wurde im 19. Jahrhundert durch zwei Aufschüttungen mit dem Festland verbunden, zwischen denen sich Salinen befanden, die in den 20-er Jahren des vorigen Jahrhunderts verbessert wurden. Unter dem Schutz des Wiener Hofes fand hier im Jahr 1910 die erste Istrianische Landesausstellung statt, die zahlreiche Plätze der Stadt und Gebäude einschloss. Bedauerlicherweise beeinträchtigen die unangemessenen urbanistischen Eingriffe in der 2. Hälfte des 20. Jahrhundert, die Erweiterung des Hafens zur Stadt hin und die endgültige Trockenlegung des Sumpfgebietes, im wesentlichen Maße die urbanistische einheitliche und charakteristische Silhouette der mächtigen Stadt auf der Insel.

Besuchen Sie:

Landesmuseum Koper mit seiner reichen archäologischen Sammlung und Kunst.

Sehenswertes:

Relief des Markuslöwen, Symbol Venedigs am Palast Tacco-Gavardo, stammt von der Befestigung Castel Leone. An der Fassade wurde es 1935 angebracht. Die bemalten Fassaden der gotischen Häuser zeigen, wie die Stadt im 15. Jahrhundert aussah. Der marmorne mit Reliefen verzierte Sarkophag des Heiligen Nazarius ist ein Meisterwerk der Bildhauerkunst des venezianischen Trecento.

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