Vodnjan

Das Entstehen der Stadt kann erst seit dem Mittelalter, trotz der Spuren einer urgeschichtlichen Gradina auf dem Hügel bei der Kirche der Heiligen Maria Traversa, verfolgt werden. Der Name der Stadt kommt aus dem Lateinischen Vicus Atinianus, der in Quellen aus dem Jahr 1150 erwähnt wurde. Die älteste Stadtkirche, die des Heiligen Jakob delle Trisiere, wurde schon 1212 zu einer Pfarrkirche. Nach einer Zeit unter der Verwaltung des Patriarchen von Aquileia und der Kommune von Pula im 13. und 14. Jahrhundert, nahm die Stadt im Jahr 1331 das Patronat durch Venedig an, unter dem es eine selbständige Kommune und ein wichtiges Handelszentrum wurde. Auf der Flucht aus Pula versteckten sich venezianische Providure in der Stadt.

Der Stadtkern entstand auf dem Gebiet der Kirche des Heiligen Jakobs bis zur romanischen Kirche des Heiligen Blasius, die später die Rolle der Pfarrkirche übernahm. Die Stimmung dieser mittelalterlichen Stadt kann man  gut im Labyrinth enger, verwinkelter Gassen, dicht aneinander stehender Häuser mit versteckten Höfen und Bogengängen erleben. Außerhalb des Stadtkerns wurde um 1300 ein von einem Graben umgebenes Kastell mit einer Zugbrücke errichtet. Von zwei Türmen des Kastells wurde der Zugang vom Norden und Süden kontrolliert.

Obwohl der Stadtkern nicht vom Mauern umgeben war, wurde der Eingang in die historischen Straßen Contraden Merceria, Forno grande, Portaro und Duomo, Callenova, Pian und Heiligen Katherina von Toren versperrt. Das Kastell war von öffentlichen Gebäuden umgeben: Gerste-Kornspeicher, in dessen Rahmen sich die Stadtloggia, ein Archiv und die Kanzlei des Rektors befanden, wie auch ein anderer Kornspeicher. Der moderne städtische Platz entstand nach dem Abreißen des Kastells im Jahr 1808. Der Sitz der Gemeinde wurde zuerst der barocke Palast Bradamante, an dem das steinerne Stadtwappen angebracht wurde. Im Jahr 1911 wurde ein neugotischer Kommunalpalast an Stelle des Kornspeichers errichtet. Die alte Pfarrkirche des Heiligen Blasius, neben der der Friedhof lag, wurde im Jahr 1760 wegen des Baus der barocken dreischiffigen Kirche abgerissen. Der Glockenturm daneben, der höchste in Istrien (62 Meter), wurde im 19. Jahrhunderts errichtet. Die Stadt erweiterte sich ab dem Ende des Mittelalters allmählich entlang der Straßen Portarol und Forno grande, wie auch gegen Norden neben der frühbarocken Kirche der Heiligen Maria von Karmel in Richtung der Kirche des Heiligen Martin. Reichere Häuser tragen gotische, aus der Renaissance stammende und barocke Merkmale. Während die Erdgeschoße der Häuser zur Straße oft einem öffentlichen Zwecke (Geschäfte) dienten, waren im Inneren der Hausblöcke Wirtschaftsobjekte, Zisternen mit Wappen und Brotöfen untergebracht.

Zahlreiche mittelalterliche Kirchen (Heilige Katherina, Heiliges Kreuz, Heiliger Sonntag, Heiliger Anton, Heiliger Rochus) einst an den Kreuzwegen außerhalb der Stadt, verschmolzen allmählich mit dem Stadtgewebe.
Im 19. Jahrhundert war die Stadt ein wichtiges administratives und wirtschaftliches Zentrum des südlichen Istriens. Die Familie Sottocorona regte die Zucht von Seidenraupen für die Herstellung von Seide an. Durch die Stadt führt eine Eisenbahn. Schon im Jahr 1899 wurde eine Elektrozentrale aufgebaut. Dank der entwickelten Landwirtschaft und besonders dank des Anbaus von Oliven wurde im 19. Jahrhundert die traditionelle Lebensweise in den charakteristischen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, den sog. Stancija, erneuert. Die Rückkehr zur Jahrhunderte jährigen Tradition des Olivenanbaus führte Vodnjan  an die Spitze der Produzenten des ausgezeichneten Olivenöls.

Besuchen Sie:

Die sakralen Sammlungen in der Kirche des Heiligen Blasius und die unverwesten Körper der Heiligen.
Die Kirche der Heiligen Foška neben Batvač mit romanischen Fresken.
Museum der Stadt Vodnjan im Palast Betica. Im Erdgeschoß ist eine kleine Sammlung von Steindenkmälern aus archäologischen Funden aus dem Gebiet von Vodnjan ausgestellt. Im Stockwerk darüber gibt es Bilder mit profanen Inhalten aus der Schenkung von G. Grezler an die Gemeinde Vodnjan.

Sehenswertes:

Laut der Inschrift ECCLESIA S. INQUISIT ISTRAE über dem Rahmen des Portals in der Kirche des Heiligen Martin aus dem 18. Jahrhundert, befand sich hier das Zentrum der Inquisition in Istrien.
An der Fassade des Palastes wurde in der südlichen Ecke des Platzes die Inschrift im Vodnjaner Dialekt aus dem Jahr 1448 eingemeißelt: Tali-me-domanda-come-sto-che-mai-co-teto-dell-be-che-ho.
Der Komponist Antonio Smareglia schrieb die Oper „Istrische Hochzeit“, inspiriert durch die Lebensweise und die Bräuche in Vodnjan.          

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