Barban

Tief im Hinterland der istrischen Ostküste, bevor die kurvenreiche Straße in das Tal der Raša hinunter führt, lädt die kleine mittelalterliche Stadt zu einer Rast ein. Während des gesamten Mittelalters und bis zur Übernahme durch die Österreicher im Jahr 1374 hatten die Bischöfe von Pula, die Patriarchen von Aquileia, mächtige Feudalherren und die Kapitäne von Pazin um diesen Ort ihre Auseinandersetzungen. Dennoch bewahrte er schon seit 1199 und der Zeit des Gespan Pribislav seine Bräuche und das Recht, seine Gespanes, Richter und Pfarrer selbst zu bestimmen. Die Namen aus den historischen Dokumenten, die Form der Selbstverwaltung (Kommune) mit einem Gespan an der Spitze, aber auch zahlreiche glagolithische Graffiti zeugen von der schon im 8. Jahrhundert zugewanderten kroatischen Bevölkerung.

Damit die ständigen Konflikte um die Grenzen der istrischen Gemeinden, ihrer Feudalherren und Venedig gelöst wurden, besuchte eine besondere Kommission im Jahr 1275 die Gebiete und verfasste ein Dokument in kroatischer Sprache (Glagoliza), in deutscher und lateinischer Sprache, das als Istrische Grenzbegehungsurkunde bekannt wurde. In diesem Dokument wurde erwähnt, dass schon 1025 eine Grenzbegehung zwischen Vodnjan, Gočan, Barban und Svetvinčent durchgeführt wurde, was eine Kontinuität Barbans als ständige, wahrscheinlich befestigte Siedlung bestätigt.
Das Toponym Gradišće oder Gračišće weist darauf hin, dass sich auf diesem Gebiet in der Nähe des Friedhofs ursprünglich eine Siedlung befand. Sie entstand an der Stelle der urgeschichtlichen Gradina mit Blick auf das Tal der Raša. Die Siedlung ging wahrscheinlich 1328 – 1330 während der Angriffe durch den kriegerischen Sergio Castropola, des alten Rivalen und Prätendenten für das Gebiet von Barban, zugrunde, dessen Truppen aus Pula und Bale die frühmittelalterlichen Befestigungen Gočan und Rogatica zerstörten.

Auf dem Gebiet der heutigen Stadt gibt es keine Spuren die älter als vor dem 14. Jahrhundert sind. Deswegen kann man annehmen, dass das Kastell an einem neuen Ort erbaut wurde. Aus diesem Kastell entwickelte sich eine kleine Stadt entlang der rechtwinkelig angelegten Straßen, die vom zentralen Platz zu den Feldern, dem Friedhof und zum Tal der Raša führen. Vom rechteckigen Kastell mit vier Wehrtürmen blieb nur ein viereckiger Turm erhalten, in dem sich auch das Gefängnis befand. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts stand neben der städtischen Loggia ein hoher Turm mit einer Glocke an der Spitze. Im 15. Jahrhundert errichteten die Bewohner zwei kleine Kirchen, die Kirche der Bruderschaft des Heiligen Jakob mit Fresken, die die Mutter Gottes, die Beschützerin mit Mitgliedern der Bruderschaft und einer Legende über den Heiligen zeigt. Sie ist einzigartig in diesem Teil des Landes. Dann die Kapelle des Heiligen Antonius des Abtes, die ebenfalls mit Fresken versehen wurde.

Durch die Konflikte um diesen Besitz erschöpft, übergaben sich die Bewohner von Barban im Jahr 1516 den Venezianern und hofften auf die Erhaltung der hundertjährigen Selbstverwaltung und ihrer Einrichtungen. Doch die Venezianer verkauften das Lehen Barban mit Rakalj im Jahr 1535 an die venezianischen Aristokraten Loredan, die es bis zur Aufhebung der Feudalrechte im Jahr 1869 behielten.
Um im mittelalterlichen Kastell der venezianischen Aristokratie angemessene Lebensbedingungen zu schaffen, ließ der Verwalter des Lehens, Kapitän Antonio Capello, 1606 im östlichen Teil der Kastellruine den Innenflügel des feudalen Palastes mit einer Loggia auf Steinsäulen errichten. Dieses Gebäude kennzeichnete er mit dem Wappen seiner Auftraggeber, mit seinem Wappen und einer Inschrift. Der Palast mit der repräsentativen Fassade und dem Balkon sah zu Beginn des 18, Jahrhunderts auf den Platz mit einem Kornspeicher und der Stadtzisterne (1567). Die Pfarrkirche wurde im Jahr 1701 an Stelle einer älteren aus dem 14. Jahrhundert und eines Teils des Kastells aufgebaut und geweiht. Auf den Grundmauern des Rundturms wurde eine Sakristei errichtet. Der Glockenturm wurde im Jahr 1585 auf den Mauern des viereckigen Turmes gebaut. Der Westflügel des Kastells wurde im 19. Jahrhundert nieder gerissen, um dort an seiner Stelle den Garten des Palastes unterzubringen.       

Obwohl die kriegerischen Konflikte im 18. Jahrhundert schon längst zu Ende waren, ließ Kapitän Anton Franković die städtischen Mauern zwischen dem viereckigen Turm und dem westlichen Stadttor erneuern. Das westliche große Tor und das östliche kleine Tor wurden mit einer Zinnenkrone versehen. Außerhalb des zentralen Platzes kann man sehen, wie die traditionellen Häuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert mit Baladuren, Zisternen und Wirtschaftsgebäuden im Hof versehen wurden.

Versäumen Sie nicht:

Kirche des Heiligen Antons und des Heiligen Jakobs mit Fresken aus dem 15.Jahrhundert.
Kirche des Heiligen Martin in Bičići mit einem gemalten Kruzifix aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
In der zweiten Augusthälfte:
Ringstechen, traditionelles Ritterspiel aus dem 17. Jahrhundert, das 1976 wieder aufgenommen wurde.

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