Poreč
Die Umgebung der Stadt war in der Urgeschichte dicht besiedelt, wovon zahlreiche Gradinas (Picugis) Zeugnis ablegen. Die Stadt entwickelte sich seit dem 1. Jahrhundert von Christus, als sie römische Kolonie wurde. Auf dem fruchtbaren Boden in der Umgebung, wo das weit bekannte Olivenöl und Wein hergestellt wurden, wurden luxuriöse römische Villen errichtet. Der städtische Grundriss von Poreč wurde nach dem Modell römischer Militärlager angelegt mit Straßen, die sich im rechten Winkel kreuzten und regelmäßige Stadtblöcke bildeten. Trotz der Umbauten im Mittelalter und in der Barockzeit ist dieses Raster auch heute noch in den Straßen erkennbar. Das antike Forum befand sich am westlichen Ende der Halbinsel und daneben lag das Kapitol mit den Tempeln. Die Reste des Neptuntempels und wahrscheinlich auch des Marstempels zeugen vom Eingriff, den im 2. Jahrhundert Titus Abudius Verus,Vizeadmiral der Flotte von Ravenna, vornehmen ließ.
Der Komplex der Euphrasius-Basilika entstand allmählich schon seit dem 4. Jahrhundert an der Stelle des Hauses, in dem sich die ersten Gläubigen im Gebäude neben dem nördlichen Stadttor versammelten. Ein Jahrhundert später wuchs es zu einem Komplex mit zwei Basiliken, die der Mutter Gottes und dem Heiligen Maurus gewidmet sind, dem Bischof von Poreč, einem Märtyrer aus dem 3. Jahrhundert, mit Mosaiken verziert und einem achteckigen Taufbecken und einem Atrium. Um die Macht der Kirche nach Justinians Eroberung der Adria in der Mitte des 6. Jahrhundert zu zeigen, ließ Bischof Euphrasius an Stelle der südlichen Basilika eine neue dreischiffige, der Muter Gottes geweihte Kirche, errichten. Sie ist mit Säulen reich verziert, mit Altarwänden aus prokonnesischem Marmor, mit Stuckaturen und goldenen Mosaiken. Stolz auf diesen großartigen Eingriff, ließ er auch sein Portrait im Mosaik in der Apsis neben der Mutter Gottes mit Kind am Thorn und dem Heiligen Maurus ausführen. Die Basilika und das Taufbecken verbindet ein Atrium durch Bögen, die von Säulen mit korbartigen byzantinischen Kapitellen getragen werden. Etwas später wurde neben dem Sanctuarium der Euphrasius-Basilika eine Gedächtniskapelle in einer dreiblättrigen Form errichtet, in der 1247 ein Marmorsarkophag mit den Reliquien des Hl. Maurus aufgestellt wurde. Neben der Basilika ließ Euphrasius auch den Bischofspalast mit einem eindruckvollen Empfangssaal im ersten Stockwerk bauen. Die Bischöfe von Poreč residierten dort bis zum Jahr 1990. Er wurde aufgegeben, um eine umfangreiche Restaurierung zu ermöglichen. Trotz der zahlreichen späteren Umbauten und Ergänzungen wurde der Komplex in seinen Grundzügen aus dem 5. und 6. Jahrhundert erhalten. Diese Perle eines Kulturerbes wurde im Jahr 1997 ist in die Liste der Denkmäler der UNESCO eingetragen.
Mit verschieden farbigen Mosaiken war auch die Kirche des Hl. Thomas verziert, deren Spuren im Komplex des Istrischen Landtages erhalten sind.
Im Mittelalter gehörten die Bischöfe von Poreč zu den mächtigsten istrischen Feudalherren mit Besitztümern bis zum Limfjord. Verwunderlich ist die Zahl der erhaltenen Häuser romanischen Stils wie jenes mit dem Holzbalkon im ersten Stockwerk, der Residenz des Kanonikus im Rahmen der Euphrasius-Basilika aus dem Jahr 1251.Wie auch eine Reihe kleinerer Häuser in den engen kleinen Gassen. Viele spätere Paläste wurden auf den Resten romanischer Häuser errichtet, die so das seit der Antike ererbte städtische Schema bewahrten. Die Stadt schwur im Jahr 1297 Venedig den Treueid und wurde ein wichtiger Hafen für die Schifffahrt in der Adria, besonders wegen des Exportes von landwirtschaftlichen Produkten. Die mittelalterlichen Mauern konnten die Stadt vor der Plünderung durch die Genoveser im Jahr 1354 nicht schützen. Dabei wurden aus der Euphrasius-Basilika die Reliquien des Patrons des Hl. Maurus geplündert (und erst 1934 zurückgegeben). Danach wurde im 15. Jahrhundert der fünfeckige Turm beim Eingang in die Stadt gebaut. An der nördlichen und westlichen Stadtecke wurden rundliche Renaissance-Türme errichtet.
Eine Pestepidemie verwüstete die Stadt während des 15. und 16. Jahrhunderts. Deswegen siedelte Venedig Flüchtlinge aus Dalmatien, Albanien und Griechenland dort an. Trotz der schweren Zeiten wuchsen in der Stadt Paläste aus der Spätgotik und Renaissance hervor, die mit gemeißelten architektonischen Details aus der Renaissance versehen waren. In einem Bestreben des Humanismus nutzen die Bewohner der Stadt auch die Artefakte aus früheren Zeiten, so dass das Renaissancehaus der zwei Heiligen mit Heiligenstatuen aus der Romanik verziert wurde.
Im Barock wurde der eingeengte mittelalterliche Kern durch den Bau größerer Komplexe mit Innenhöfen umgestaltet. Die repräsentativen Fassaden der Paläste richten sich zur Straßenseite. Die aristokratischen Salons wurden mit Wandbildern und Stuckaturen verziert (Palast Sinčić, Komplex des Palastes Vergotini, neuer Flügel des Bischofspalastes).
Unter der österreichischen Verwaltung entwickelt sich Poreč wirtschaftlich weiter. Insbesondere seit dem Jahr 1861, als hier der Istrische Landtag tagte. Die verlassene Franziskanerkirche wurde zu diesem Anlass mit zwei Etagen umgebaut, wobei die obere als Landtagssaal diente. In diesem Saal hielt der Bischof Juraj Dobrila seine bekannte patriotische Rede im Jahr 1863. Im Erdgeschoß hatte die unternehmerische Familie Polesini einen Weinkeller eingerichtet. Wie auch in den anderen befestigten Städten in Istrien, verloren die Befestigungsmauern von Poreč im 18. Jahrhundert ihre Verteidigungsrolle. An ihrer Stelle entstanden Stadtpaläste mit Loggien zum Meer. Ende des 19. Jahrhunderts ließ Familie Polesini auf dem ehemaligen Kapitol einen von Gärten umgebenen historizistischen Palast erbauen. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde der westliche Mauerstreifen nieder gerissen. Es entstand eine Reihe von Häusern und Hotels zum Meer und zur Insel des Hl. Nikolaus gerichtet.
Die Stadt erweiterte sich gleichzeitig auch außerhalb der Mauern um die barocke Kirche der Mutter Gottes von Engeln, deren Glockenturm zusammen mit dem der Euphrasius-Basilika und der des Hl. Franziskus die Stadtsilhouette beherrscht. Die Zerstörungen durch den 2. Weltkrieg hinterließen Wunden in der Stadtstruktur. Es entstanden dadurch Plätze an Stelle früher dicht zusammengedrängter, mittelalterlichen Häuserblöcke, die nur noch auf alten Photographien zu sehen sind. Dank der günstigen Lage, des guten Klimas und der Schönheit der Denkmäler, ist Poreč heute führendes Tourismuszentrum einer größeren Region.
Lassen Sie sich nicht entgehen:
Den Komplex der Euphrasius-Basilika und das Diözesanmusem im Bischofspalast.
Die modern eingerichtete Enothek im ehemaligen Weinkeller unter dem Landtagssaal.